Archiv für den Monat: April 2020

Zu Besuch im Atelier von Ulrike Schmelter im Norden von Berlin: ROOT on the road virtuell

Ulrike Schmelter schreibt folgendes über ihre Situation:
Die Corona-Krise zwingt uns alle in die Isolation. Als Künstlerin macht mir Einsamkeit überhaupt nichts aus – im Gegenteil, ich MUSS alleine sein, um arbeiten zu können!
Aber jetzt … bin ich gar nicht richtig alleine. Meine Familie sitzt zuhause. Es gibt keine Schule, kein Büro … stattdessen Homeschooling und Homeoffice.
Mein Alltag ist völlig durcheinander. Nichts ist wie vorher. Auch meine Stimmung ist „dank“ Corona nicht wie sonst. Die Unbeschwertheit ist weg. Wie soll man da malen …?
Ich arbeite nach wie vor regelmäßig in meinem Atelier, aber es fällt oft sehr, sehr schwer! Es geht nicht so wie sonst „aus der Hand“. Aber ich sage mir: Weiter machen, nicht aus der Übung kommen, nach vorne schauen!
Gerade arbeite ich an einem größeren Wasserbild (120×160 cm). Es wird noch einige Schichten bis zur Fertigstellung bekommen. Daneben ist in den letzten Wochen ein weiteres, sehr farbiges Bild (100×160 cm) entstanden.. Farbig – gegen Corona.

Zu Besuch im Atelier von Toni Wirthmüller in Berlin: ROOT on the road virtuell

Toni Wirthmüller, Akademiedozent, schreibt mir: „Uns Freischaffende trifft die Krise alle hart, auch bei mir fallen diverse Ausstellungen und Projekte aus, ganz zu schweigen von Kunstverkäufen oder meinen Galerieführungen. Wenigstens können wir im Atelier weiterarbeiten, was ich auch beherzige. So bleibt die Hoffnung, dass die Lockdown-Situation demnächst gelockert wird und der Akademie-Betrieb wieder weitergehen kann! Mein Atelier gleicht einem Labor, die Abläufe haben sich nicht geändert und so arbeite ich kontinuierlich weiter. Meine Arbeitsweise ist prozessorientiert, dabei entwickle ich verschiedene konzeptuelle Ideen parallel. Es entstehen Werkreihen von Bildern auf Leinwand und Papier – oder großflächige Wandinstallationen, je nach Thema, Projekt, bzw. räumlichen Kontext. Im Moment beschäftige ich mich mit der Konzeption einer weiteren Installation aus der Reihe KERNZONE. Das Thema verfolge ich seit geraumer Zeit und konnte es auch bereits in diversen Räumen realisieren, so z.B. im Kunstverein Pforzheim, Kunstverein Tiergarten oder Kunstpavillon München. Die einzelnen installativen Anordnungen beziehen sich aufeinander. Mich interessieren dabei textile Stoffe, die zumeist aus getragenen Kleidungsstücken, aber auch aus meinen alten Bildern bestehen. Sie sind aneinander genäht oder geklebt und dann bemalt und bedruckt. Kombiniert werden diese Materialien mit Digiprints oder Siebdrucken aus autobiografischem Fotofundus. Durch die Bearbeitung entsteht eine textile Topographie, eine Assemblage von Schichtungen, Überlagerungen, Nahtstellen – Verhüllung und Freilegung. Eine momentane Versuchsanordnung im Entwicklungsstadium und in der finalen Fassung bald in der nächsten Ausstellung zu sehen.“

Zu Besuch im Atelier von Anett Münnich in Berlin Oberschöneweide: ROOT on the road virtuell

Anett Münnich schreibt über ihre Corona-Auszeit: Mit den pandemiebedingten Kontakteinschränkungen geht es mir nicht anders als anderen. Man fühlt sich isoliert und eingesperrt. Diese Schranken im Kopf muss auch ich immer wieder öffnen, um arbeiten zu können. Da hilft mir, mich auf mein Rad zu setzen und durch die Berliner Wuhlheide zu fahren. Der Aufenthalt in der Natur macht mir den Kopf frei und der Frühling mit seinem werdenden Grün motiviert und inspiriert mich zu neuen Arbeiten. Auch stelle ich fest, dass ich mir größere Mühe gebe, Freunde und Künstlerkollegen zu kontaktieren. Die Telefonate werden häufiger, intensiver, länger. Jede und jeder versucht, neue Wege zu finden nach der Devise: Kunst kennt keine Ausgangssperre. Unter diesem Titel hat ein Freund und Künstlerkollege eine Plattform eingerichtet, auf der sich Künstler mit ihren aktuellen Arbeiten vorstellen können. Anderswo werden für ausgefallene Ausstellungen neue virtuelle Alternativen geschaffen. Es gibt mehr Zeit zum Nach- und Umdenken, zum Konzentrieren auf die eigene Arbeit, eine erzwungene Entschleunigung, die uns allen auch ganz gut tut.

Zu Besuch im Atelier von Norbert Klaus auf dem Land in derNähe von Ulm: ROOT on the road virtuell

Wie geht es Norbert Klaus? Er schreibt mir: Nach der art KARLSRUHE war erst mal Runterkommen, dann Aufräumen, Sortieren, Umräumen angesagt. Wie immer im Frühjahr musste ich aber auch mein Material beschaffen, ohne das bei mir nichts geht: Reisig in allen Größen und Ausführungen – Hecken- und Baumschnitt von Hartriegel und Blutpflaume, sowie ganze Obstbäume ( z.B. zwei schöne Kirschbäume)! Das muss ich dann aufbereiten und gut lagern. – Und langsam kam auch schon die Corona-Geschichte dazu. „Daheim bleiben“ war jetzt die Vorgabe, die Aktivitäten wurden ausgebremst. Ich versuche auch, die positiven Begleiterscheinungen anzunehmen und so weit wie möglich zu genießen und freue mich am blauen Himmel ohne Umweltstreifen, an den Naturgeräuschen, den Vögeln, bewege mich viel im Wald und erkunde neue Orte und Wege auf der Schwäbischen Alb. Ich baue viele neue Regale unterm Dach im Atelier, um meine Skulpturen besser präsentieren zu können und hänge alte Wandobjekte neu auf. Und so langsam kommt auch die künstlerische Arbeit, vorerst mit Kleinskulpturen, wieder in Gang. Seit einiger Zeit wird immer klarer, dass mindestens bis in den Sommer nichts mehr geht. Geplante Ausstellungen in Belgien, in Gräfelfing und parallel in München sind vorerst abgesagt bzw. verschoben. Was dann an Zeit noch übrig ist: Musik hören und lesen.

Zu Besuch bei Susanna Niederer in Zürich, Schweiz: ROOT on the road virtuell

Susanna Niederer schreibt aus der Schweiz: Uns geht es gut! Ich war bis Ende Februar noch in Indien (Mysore, südlich von Bangalore) mit einem ganz tollen Projekt: Wir wohnten im Compound einer onkologischen Klinik, in einem separaten Gebäude mit einigen Zimmern. Im Innenhof hat sich jede/jeder einen Arbeitsplatz eingerichtet. Wir haben Bilder gemalt, selbst ich, die ich doch gar nie male. Aus Buchstaben der Karnataka Sprache habe ich kalligraphische Bilder kreiert. Sie wurden da ausgestellt, dann nach Bangalore transportiert zu einer offiziellen Eröffnung mit vielen ehrenwerten Gästen. Der gesamte Verkaufserlös geht an Patientinnen und Patienten, die Medikamente oder Klinikaufenthalt nicht bezahlen können. Toll nicht? Danach kam ich gerade noch so ohne Probleme nach hause zurück.Und bin wie alle isoliert. Anfangs war ich sehr paralysiert, konnte gar nichts mehr tun ausser heraus zu finden, wie sich die Dinge etwa organisieren lassen könnten. Der Schrecken und die Angst hockt uns halt im Nacken. Langsam habe ich mich beruhigt. 3 junge Leute kaufen für uns ein. Ich könnte mich daran gewöhnen! Im Atelier kann ich ungestört arbeiten und zu Hause auch, da ist eigentlich mein Arbeitsleben wie immer. Seit Ende Februar, als ich aus Indien zurück gekommen bin, habe ich alle Zeitungen aufbewahrt. Daraus erarbeite ich etwas Elliptisches, sozusagen als Dokumentation. Die ganzen Schreckensnachrichten in der Ellipse, in dem Nichts zusammen gefasst: In dem Nichts, aus dem wieder alles möglich ist. Mal schauen, wie dieses Ellipsoid aussehen wird! Als sehr unangenehm empfinde ich die Schwemme von Videos, die in der Welt herum geschickt werden. Und die Unmengen von digitalen Angeboten, die niemand nur ansatzweise bewältigen könnte. Wie lieb ist mir da immer wieder einfach ein gutes Buch!

Zu Besuch im Atelier von Andreas Amrhein in Berlin-Wilmersdorf: ROOT on the road virtuell

Andreas Amrhein beschreibt seine momentane Situation so: „Time is on my side“ ist der Titel einer für den Sommer geplanten Ausstellung in der Galerie C&K und gleichzeitig (hoffe ich) passt er ganz gut zur aktuellen Lage und meiner Situation. Ich komme trotz der Einschränkungen gut zurecht, bin täglich im Atelier und trotz einiger Durchhänger scheint es ganz gut zu laufen.Ich arbeite seit einigen Wochen (schon vor Corona) an einer Serie großformatiger Radierungen, deren Blätter ich in den 90er Jahren gedruckt habe.. Damals habe ich auf ein Meter breiten Kupfer- oder Zinkplatten Radierungen hergestellt und diese noch an der Hochschule in kleinen Auflagen gedruckt..Im vergangenen Jahr habe ich alles gesichtet, mich von einem Großteil getrennt, einige wenige Drucke aber bewusst behalten – mit der Absicht, jene Blätter nach und nach zu übermalen.Auf einigen entstehen Porzellanfiguren, auf anderen Gestalten, Formen und Zeichen aus meinem persönlichen Repertoire; viel Obst und Gemüse ist neuerdings auch dabei.Mich reizt der Kontrast der meist gestischen Schwarz-Weiß-Arbeiten von vor 25 Jahren, die den Hintergrund bilden, zu sehr durchgearbeiteten, realistischen Gegenständen (oder Figuren aus der klassischen Comic-Kultur), die darüber gelegt werden.Das Bild „Taming the Tiger“ ist noch nicht ganz fertig, aber „nah dran“…

Zu Besuch im Atelier von Cornelia Genschow in Bonn: ROOT on the road virtuell

Cornelia Genschow schreibt mir: In diesen Tagen pendele ich zwischen Land (Zuhause) und Stadt (Atelier+Galerierieräume), immer allein oder mit Vito (fast 4) und Caja (Junghündin). Abwechslung und Frischluft bekomme ich zur Genüge.
Freitags kommt Caja mit ins Atelier, so wie heute wenn ich zwischen 10 und 13 Uhr meinen Online-Unterricht gebe. Der Lehrauftrag für Zeichnung an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn geht so glücklicherweise weiter. Alle sind happy – Hochschule, Student*innen und natürlich ich.
Ansonsten bin ich immer noch dabei die Galerieräume vom Raum für Kunst und Natur neu zu organisieren, sprich zu renovieren. Da ich die Räume eigentlich ab April für kurze Ausstellungen vermieten wollte, und dies so bald wie möglich auch tun werde, will ich nächste Woche die bereits gelieferten Galerieschienen anbringen. Zunächst werden dann meine Arbeiten dort zu sehen sein, wenn auch nur durch die Schaufenster. Eine wahrlich fantastische Unterstützung ist die finanzielle Soforthilfe für Kleinunternehmer*innen der Bundesregierung bzw. des Landes NRW. Unkompliziert und schnell – so kann ich die Räume gut halten.
Künstlerisch arbeite ich gerade an einer Multiple-Auflage auf Papier, die ich anlässlich des Beethoven-Jahres entwickelt habe. Eine große Version gab es Anfang des Jahres in der Ausstellung „Mit Beethoven unter einem D-A-C-H“ im Künstlerforum Bonn zu sehen. Ich probiere gerade zwei Varianten, eine mit Pink-Neon und eine Gold-Version. Bin noch unschlüssig.
Insgesamt fühle ich mich immer wieder ambivalent der momentan Gesamtsituation gegenüber. Das ganze Umorganisieren von Familie, Arbeit, und Insgesamt kostet viel Kraft. Im Großen und Ganzen geht es mir aber gut. Ich bin gesund so wie alle in meinem Umfeld. Ich habe zu tun.

Zu Besuch im Atelier von Bettina Lüdicke in Berlin: ROOT in the road virtuell

Bettina Lüdicke schickt mir folgenden Bericht: In den ersten Tagen kam ich nicht hinterher die Nachrichten über die Pandemie und all die schrecklichen Eindrücke zu verarbeiten. Keiner von uns hat vorher so eine Erfahrung gemacht. Viel Energie zum arbeiten blieb mir erstmal nicht. Mein Plan war eigentlich, nach der art Karlsruhe im Atelier gründlich aufzuräumen und Platz zu schaffen. Einige neue Regale hatte ich schon, aber dann gab es mehr Bedarf und da waren die Baumärkte auch schon zu. Mein Atelier sah schrecklich aus und ich zog mich – mit Material – nachhause zurück. Zum Glück geht das bei mir, jedenfalls für kleine Formate. Es entstehen neue Wandarbeiten, u.a. schon VOR Corona mit der Idee „Space between“. Ich lasse einfach etwas kommen und arbeite so vor mich hin. Mittlerweile entspannter, abends hat man ja nichts vor! Was fertig ist, wird ins Atelier gebracht. Wenn das Wetter wärmer wird, werden alle noch patiniert. Das Offene Atelier in Pohl 11 für Anfang Mai wird nicht stattfinden, auch andere Planungen für Ausstellungen bleiben in der Schwebe hängen. Für die Disziplin tut es eigentlich immer gut, auf Ziele wie Ausstellungen hinzuarbeiten, aber zum Glück kann ich immer aus meinem eigenen Fundus schöpfen. So komme ich langsam wieder aus meiner Blockade heraus, die Nachrichten aus der Welt mit Corona versuche ich jetzt dosiert und gezielt aufzunehmen. Laufen tut mir gut, jeden Tag etwa 1 Stunde im Gleisdreieckspark und telefonische Kontakte mit Familie und Freunden sind häufiger.

Zu Besuch im Atelier von Hanne Karch auf La Palma: ROOT on the road virtuell

Hanne Karch ist noch am 11. März mit ihrem Mann nach La Palma geflogen, wo sie ein Haus besitzen. Durch einen Krankheitsfall in der Familie, einem Umzug der trotzdem stattfinden musste und der Geburt eines Enkelkindes inmitten dieser ganzen Ereignisse, war der Beginn des Jahres sehr stressig, auch damals noch ganz ohne Corona. Davon will sie sich nun auf La Palma erholen. Aus Angst vor Corona schottet sich die Familie in Deutschland nun weitgehend ab, und auch sie hat große Angst, dass durch die Krankheit geschwächt das Coronavirus leichtes Spiel haben oder das Baby auch noch krank werden könnte… Sie schreibt: „Am 15. März begann hier, da La Palma eine spanische Insel ist, das absolut strikte Ausgangsverbot, das von Polizei und Militär überwacht wird. Man darf sein Grundstück nicht verlassen, nur alleine im Auto zum Einkaufen im nächsten Ort mit Handschuhen und Mundschutz, dann …Warteschlange…. Ich lebe hier völlig ohne Kontakte von außen , immerhin auf einem großen Grundstück, außer Vogelgezwitscher und dem Rauschen des Windes ist nichts zu hören, keine Autos, kein Hupen des Fischverkäufers, nur die Farben der Natur, der Wolken und des Meeres. Die Orangen sind abgeerntet, jetzt kann man die Nisperos von den Bäumen pflücken und essen. Eigentlich wie im Paradies……………….wenn da diese Schatten nicht wären. Mein Atelier ist wie immer in der Garage, ich hatte auch ein großes Stück Leinwand durch 3 Kontrollen als Handgepäck im Flieger hierher gebracht, nur, dass mir dieses eine Stück Leinwand , jetzt, da ich den ganzen Tag Zeit zum Malen hätte, nicht reichen würde, daran dachte ich nicht. Ich habe nur noch ein schmales, langes Stück und kleine Reste, das konnte ja keiner ahnen. Schade !! Kleinformate und Zeichnen gehen immer. Es ist das erste Mal, dass ich ausgesprochen gerne male, da ich nicht abgelenkt bin und so die schlimmen Nachrichten vergessen kann. Ich habe ein Ticket für den ersten Flieger, der erst Ende April buchbar war, und bin gespannt, ob ich hier weg komme. Die Verbindungen nach Madrid sind alle unterbrochen. Ich hoffe, dass sich bald alles zum Guten wendet, wir haben es auch ein bisschen selbst in der Hand.“

Zu Besuch bei Johannes von Stumm in seinem Atelier in Oxfordshire,Großbritannien: ROOT on the road virtuell

Johannes von Stumm schreibt aus Großbritannien: „Die Welt ist fragil. Aber niederringen lassen wir uns nicht! Meine Ausstellung in Antwerpen ist abgesagt, meine Ausstellung in Illingen im Saarland am 10. Mai wird auch nicht stattfinden. Ende September stelle ich bei Gallery Different in London aus. Ob das klappt? Selbst wenn es funktioniert, dann bin ich mir nicht sicher ob die Menschen in Kauflaune sind. Ich hoffe aber sehr bei Dir in Berlin wie geplant auszustellen. Natürlich bin ich nicht böse wenn Du Dein gesamtes Programm verschieben willst. Bitte halte durch! Mal sehen wie sich die Dinge entwickeln. Uns geht’s hier gut. Wir haben freien Auslauf ohne einem Menschen zu begegnen, ich kann in die Werkstatt. Die Kinder sind gross und leben und arbeiten von zu Hause aus mit ihren Partnern in London. Nur mit meinen alten Schwiegereltern ist es schwierig. Sie werden immer eigenwilliger und wir dürfen nicht mehr ins Haus. Nur noch der Pfleger. Ich sitze auf der Terrasse, gucke durch’s Fenster und unterhalte mich mit ihnen über das Handy. Merkwürdig!“